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Was ist los mit dem Deutschen?

Aktualisiert: 29. Sep.

KI-Visualisierung: Warmes Licht über Deutschland
KI-Visualisierung: Warmes Licht über Deutschland

Wirken in unseren Institutionen Kräfte, die »das Deutsche« gering schätzen – oder sogar ablehnen? Wissen wir überhaupt, was »das Deutsche« – außer Autos bauen, Bier brauen und Fußball spielen – wirklich sein will? Welche Ablenkungen und Spaltungen entstehen, wenn wir fraglos bleiben und eine gemeinsame Orientierung fehlt? Warum sind die üblichen Reaktionen – Widerstand, Kampf oder Flucht – keine Lösung? Warum müssen wir an diesem Punkt aufhören? Könnte »das Deutsche« vielmehr ein Potenzial der Freiheit und Kreativität sein? Ein Potenzial, das im Denken, im Dialog und in im Freiheitsprozess wiederentdeckt werden will? Die Frage nach dem Deutschen ist vorbelastet, unbequem, aber not–wendig: Nicht als Rückgriff auf alte Klischees – sondern als Aufbruch zu einer Zukunft, die das Wahre, Schöne und Gute ins Zentrum unserer Gestaltung stellt.


Wer vertritt eigentlich noch das Deutsche?


Immer wieder gibt es Nachrichten, die Zweifel am Verantwortungsbewusstsein unserer Institutionen wecken. Solche Eindrücke führen leicht zur Frage, ob viele Strukturen in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft nicht von Kräften geprägt sind, die dem »Deutschen« gleichgültig oder sogar ablehnend gegenüberstehen. Diese Frage ist unbequem – aber vielleicht notwendig, um ein tieferes Verständnis der Situation zu erlangen.


Zu diesem Gedankengang kam ich, nachdem ich gelesen hatte, dass der Bundespräsident während der Renovierung seines Amtssitzes ein Übergangsquartier für 16 Millionen Euro Miete im Jahr bezieht. Diese Nachricht ist nur ein Beispiel, das sich in eine lange Reihe von Vorgängen einfügt, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob die Verantwortlichen in Deutschland sich tatsächlich verpflichtet fühlen, »ihre Kraft dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren und Schaden von ihm zu wenden«, wie es im Amtseid des Bundeskanzlers heißt.


Vielleicht ist es an der Zeit, sich der Frage zu stellen, ob viele Institutionen – seien es staatliche oder private – von Leuten besetzt sind, die Vorstellungen und Kräften folgen, die das Deutsche gering schätzen. Bei manchen ist es vielleicht sogar so, dass sie viel Hass in sich tragen, sich selbst ablehnen und diese Verachtung auf das Deutsche projizieren – als wollten sie es von der Erdoberfläche vertreiben. Wenn mir das mal dämmert, darf ich aber nicht dem Reflex nachgeben, mit Wut und Widerstand auf diese Situation zu reagieren. Denn wie konnte es so weit kommen, dass wir von Leuten beherrscht werden, die auflösen wollen, was uns in der Tiefe und in der Höhe ausmacht?


Klischees und Zerreissproben


Ein Grund vielleicht liegt darin, dass wir selbst lange fraglos waren. Zurückgebliebene Klischees haben zu lange das Selbstbild vom Deutschen beherrscht. Es war zu lange selbstverständlich, dass »deutsch« irgendwas mit Autos bauen, Bierbrauen, Fussball spielen, Disziplin, Ordnung und mit dem Schatten des Faschismus zu tun haben soll. Aber, ist das im Wesentlichen deutsch?


Und weil wir selbst keine Ahnung haben, was deutsch eigentlich ist, ist es auch so leicht, das Deutsche kaputt zu machen. Denn, wenn wir keine Ahnung haben, können die Kräfte, die das Deutsche ersticken wollen, auch diejenigen für sich vereinnahmen, die meinen, sie seien für dessen Erhalt angetreten. Und dann verlieren wir uns im Gegeneinander: »rechts« gegen »links«, Kapitalisten gegen Kommunisten, Querdenker gegen Woke, Patrioten gegen Globalisten, Libertäre gegen Sozialisten oder Mainstream gegen Alternative – dann meint man die »Alternative« sei schon deshalb das Richtige, bloß weil es das Gegenteil ist, von dem woran man sich stört... und das Deutsche wird in aussichtslosen Debatten und ständigen Zerreissproben weiter geschwächt. Und es wird auch geschwächt, weil viele weggehen und seinen Niedergang aus der Ferne betrachten – oft gelangweilt am Strand sitzend, mit einem Cocktail in der Hand, ohne zu wissen, was sie mit sich selbst anfangen sollen.


Aufhören zu kämpfen, anfangen zu fragen


Um diese Lage zu lösen, müssen wir aufhören, gegen das, was uns nicht passt oder von dem wir meinen, es sei falsch oder es wolle uns kaputt machen, Widerstand auszuüben (Kampf) oder vor ihm wegzulaufen (Flucht). Und eine Art wegzulaufen ist auch, sich mit dem Argument, es sei ohnehin alles zu kompliziert und aussichtslos, aus der Affäre zu ziehen. Stattdessen müssen wir anfangen uns zu fragen: Was ist das Deutsche? Das ist eine weitreichende Frage, auf die es keine vorschnelle Antwort gibt, bei der also ein besonnenes und inneres Auf-Hören notwendig ist!


Wenn ich anfange aufzuhören, entdecke ich vielleicht früher oder später, dass das Deutsche etwas mit Freiheit zu tun hat. Nicht mit Willkür, sondern mit Freiheit im Denken. Nicht im intellektuellen Denken, sondern im kreativen und idealistischen Denken, so wie es mit Goethe und Schiller einen ersten Anfang nahm. Beide verfolgten das Ideal des edlen, harmonischen Menschen, der durch Bildung, Kunst und Moral zu sich selbst findet.

Vielleicht fange ich mal an, zu denken, was das bedeutet – Bildung, Kunst und Moral? Und vielleicht frage ich mich mal, was Einigkeit und Recht und Freiheit wirklich bedeutet? Vielleicht fange ich mal an zu erkennen, was Europa und die Demokratie durch mich werden wollen? Vielleicht fange ich mal an, einzusehen, dass es im Leben nicht um Spaß, Nützlichkeit oder Profit geht, sondern um das Wahre, das Schöne und das Gute – das mich nicht Ziele und Strategien, sondern Hingabe und Ehrfurcht glücklich machen.


Das kreative Potenzial für das Wesentliche


Was wäre, wenn das deutsche Wesen als ein Potenzial begriffen werden könnte, das im deutschen Menschen und seiner Sprache schlummert? Als Potenzial, durch das »Ich« ein erweitertes Bewusstsein vom Menschen und seiner Welt erlangen kann? Könnte es ein Potenzial von wirklicher Kreativität sein, durch das Menschen die Welt gestalten – jenseits von den Begrenzungen des Materialismus und des Egoismus? Vielleicht ist es ein Potenzial, das ganz neue, zukunftsweisende soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge erschließen kann, die Frieden und Fortschritt für alle Menschen ermöglichen?


Oft heißt es, Deutschland sei im internationalen Vergleich zurückgefallen, während andere Nationen – etwa China – vorne liegen. Doch vielleicht ist es gar nicht so, dass die Chinesen uns überholt haben, weil sie jetzt bessere Autos bauen und mehr Wohlstand haben als wir. Vielleicht ist es so, dass wir den Chinesen immer noch etwas voraus haben: wir haben bereits alles industrialisiert, wir haben schon jedes Auto gebaut, jedes vorstellbare Bratwurstrezept produziert, und könnten uns jetzt den wesentlichen Dingen zuwenden.


Auf den Logos hören


Dazu muss aber jeder für sich aufhören, im Außen nach Problemen und Antworten zu suchen. Dazu muss jeder selbst aufhören, Tag für Tag seine beschränkenden und zurückgebliebenen Verhaltensmuster und Vorstellungen zu wiederholen. Stattdessen muss jeder für sich und zugleich mit anderen gemeinsam anfangen, auf das zu hören, was an zukünftigen Potenzialen im ideellen Feld verborgen liegt. Nur dort ist eine Zukunft und eine Lösung zu finden – und das deutsche Bewusstsein hat die besten Voraussetzungen dafür, in dieses Feld vorzudringen, um zu finden, was für die Zukunft aller Menschen not-wendig ist.


Eine angemessene Methode, mit dieser Arbeit zu beginnen, ist der Dialog in Kombination mit dem Freiheitsprozess. Dialog ist hier nicht als nette Unterhaltung gemeint, sondern als das was das Wort ursprünglich bedeutet: Dia-Logos bedeutet eine Kommunikation durch die der Logos – der kreative Geist – hindurchgeht. Der Freiheitsprozess ist eine Methode, die gezielt einen solchen Dialog erzeugt und zugleich komplexe Zusammenhänge auf einfache weise ordnet und verbildlicht. Diese Art von Dialogen veranstalte ich regelmäßig. Wer ein ernstes Interesse daran hat, kann mich gerne kontaktieren und daran teilnehmen.


 
 
 

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